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Küken ausbrüten NICHT leicht gemacht

Freies Projekt

3920 Zermatt (Schweiz)

Kindergarten 2H

20

Läuft bis: 31.05.2019

IDEE: Küken beim  Schlüpfen beobachten, da kein geeigneter Film zu Ostern gefunden wurde !

 

Der Kindergarten hatte zu Ostern das Thema Huhn und wollte hierzu vor Ostern einen Kinofilm sehen. Weil kein geeigneter aktueller Film gefunden werden konnte, entschlossen wir uns kurzum, selber Küken auszubrüten – als vollständige Anfänger versteht sich. Ein Schüler wurde beauftragt Bruteier zu organisieren. Da es die ja nicht im Migros zu kaufen gibt und die Zeit eilte, wurde ein Familienausflug auf einen Hühnerhof organisiert. Um das Risiko schlechter Eier zu minimieren, wurden Bruteier noch per Express geliefert. Dann schön 24h kühl lagern und 2x pro Tag drehen. 40 Bruteier waren nun da, bereit zum Bebrüten.

 

DURCHFÜHRUNG: Ein Brutapparat war vorhanden. Der wurde super geputzt und geprüft, ob er die Temperatur stabil halten kann – alles ok.  Die Kindergartenkinder durften nun die Bruteier bestaunen – sie konnten natürlich keinen Unterschied feststellen, aber waren dennoch so fasziniert und vorsichtig, wie sie es sonst wohl nie mit Eiern sind. Nun wurde jeden Tag die Temperatur genau kontrolliert und protokolliert, aufgepasst dass die Luftfeuchte stimmt und am 8. Tag wurde durchleuchtet. Hier musste spontan eine Kiste gebastelt werden, da das Schulzimmer sich als viel zu hell herausstellte. Die Wartezeit war laaaaange. Warten auf Weihnachten dauert 24 Tage, aber da kommt wenigstens mal der Nikolaus zwischendurch vorbei vorher. Aber hier war warten, warten und nochmals warten angesagt. Es wurde genäht und gebastelt und natürlich musste ein Küken-Aufzucht-Haus her.  Der Vater eines Kindes hat im Ort eine Werkstatt. Dort sollte das „unser Kükenheim“ gebaut werden. Zuerst wurden in Gruppen Pläne erstellt. Was brauchen die Küken zum Leben, wie viel Platz und wie hoch soll das Kükenheim sein. Was gehört dort genau hinein und wie gestalten wir dies? Aus allen Ideen wurde nun ein Masterplan erstellt. Das Kükenheim sollte mind. 60x40cm werden, eine Türe haben, eine Futter- und Wassertränke, eine Rutschbahn, eine Schaukel und natürlich schöne Vorhänge nicht zu vergessen 😉 Nun ging es ab in die Werkstatt. Jeder durfte mal bohren, sägen und hämmern – und fertig war das Kükenheim. Die Spannung stieg- Tag 21 war da — aber nichts geschah. Wir warten und wollten 2 Tage danach die Eier entsorgen. Da hörte ein Kind ein
Piepsen. War das wirklich so und wir Erwachsenen können den hohen Ton nicht hören oder ist es nur ein Wunschdenken des Kindes? Aber tatsächlich, da war noch Leben: Wir entschieden uns, die Eier so anzuschlagen, dass ein Riss entsteht, um dem Schlüpfen einen Input zu geben. Aber nichts geschah – die Enttäuschung war gross. Am Tag 24 entschlossen wir uns, diesmal ohne Kinder, die Eier, in denen man in Piepsen hört, zu öffnen – leider konnten wir von 40 Eiern nur 8 Küken piepsen hören und nur eines davon retten. Es wurde Herkules- der Kämpfer getauft. Die Kinder hatten so Freude. Manchmal ist wohl weniger mehr – vor allem wenn man darum kämpfen muss. Leider verstarb Herkules am 4. Tag – ja so ist das mit Projekten – es gibt immer etwas nicht Vorhersehbares. Die Kinder begruben Herkules im Wald und schmückten seine Ruhestätte – der Tod gehört als auch zum Leben. Das ist nicht toll, aber auch Kindergarten-Kinder können es verstehen. Somit war das Thema Religion auch inkludiert und Herkules bleibt in den Köpfen der Kinder der Held.

 

Da aber auch Kindergärtner den Kopf nicht in den Sand setzten – wurde entschieden:  „Wir versuchen es erneut“. Geschwister für Herkules müssen her. Nur man sagt doch „ein Fehler ist erst ein Fehler, wenn man ihn zweimal macht“ – aber wo lag unser Fehler? Warum sind die Küken nicht geschlüpft? Es wurden alle Punkte nochmals durchgegangen. Versand – wir hatten aber 2 verschiedene Lieferanten von Bruteiern.  Lagerung: nein wurde korrekt gemacht… Rätseln – warum waren die Küken praktisch alle vollständig ausgereift, aber nicht ganz fertig – Frühgeburt Herkules? Es musste an der Bruttemperatur liegen –> es wurde ein externes Thermometer in Brutkasten gestellt- und tatsächlich lag die angezeigte Temperatur rund 1.5 Grad zu tief, somit zwar die Temperatur zwar stabil, aber eben stabil zu tief bei 36.3 statt 37.8. Ergo: glaube nie einem Aufkleber „QC-Label passed“ bevor du es nicht selber nachkontrolliert hast!  Der Brutapparat wurde kalibriert und zu Sicherheit wurde ein zweiter Brutkasten genommen und parallel gebrütet. Wir nahmen Bruteier von 3 unterschiedlichen Höfen. Von 35 Bruteiern konnten wir 21 Küken erfolgreich in das Kükenheim entlassen. Von einem Bauernhof konnten wir nur eine Schlupfrate von etwa 5-8% verzeichnen und das in beiden Brutkästen. Hier musste bei der Befruchtung oder beim Transport etwas schiefgelaufen sein. Die beiden anderen Höfe erzielten eine Schlupfrate von 70-80%. Alle waren happy – die Kindegärtner – die Lehrer – die Eltern, die Putzfrau, Geschwisterkinder in der Primarschule und alle die vielen anderen die wirklich mitgelitten hatten. Die Küken wurden 2 Wochen im Schulzimmer aufgezogen und waren richtig zutraulich geworden.  Natürlich wollten wir sie nicht einfach irgendwo zurück geben. Daher wurde ein Hof vor Ort gesucht, wo die Küken bleiben konnten. Da Zermatt nicht gerade viele Hühnerhöfe hatte, waren wir umso glücklicher, dass wir eine Kollegin oberhalb von Zermatt im Furri gewinnen konnten, die Küken aufzunehmen. So konnten die Kinder ihre Küken jederzeit besuchen gehen. Nach 6 Wochen waren sie sehr überrascht, wie gross diese kleinen Federbällchen geworden waren – Wow. Und langsam kann man erkennen wie viele Hennen oder Hähne dabei sind. Drei Tage nach Schlupf waren wir sicher,
dass wir 20 Hennen und einen Hahn haben (anhand des Federwachstums) – da waren die Jungs enttäuscht – aber wir werden sehen. Falls wir wirklich zu 90% Hennen haben, müssten wir nochmals über die Bücher, um herauszufinden, was wir genau gemacht haben, dass es vor allem Hennen geschafft haben zu schlüpfen – das wäre dann aber ein Forschungsprojekt fürs Nature-Magazin. Ich denke es wird aber schon 50%-50% sein.

 

Apropos: Die Kollegin auf dem Furri möchte nächsten Winter mit der Eierproduktion beginnen und vielleicht sogar Zermatter Eier für Hotels in Zermatt anbieten – so schön. Vielleicht können die Kindergärtner auch mal ein Ei von Ihren eigenen Hühnern geniessen. Oder aber später selber einen Eierverkauf starten. Wie das mit den Hühnern und dem Ausbrüten funktioniert wissen die Kinder nun genau 😉 Und vor allem wissen sie – Fehler sind da um zum Lernen! Aufgeben gilt nicht und umso mehr man kämpft, umso grösser ist die Freude. Und Kinofilme sind toll, aber die Realität ist um einiges cooler.

 

Von den 21 Küken wurden es nun 17 Hennen und 3 Hähne. Ein Küken ist leider in der Zwischenzeit verstorben. Der Liebling der Kinder, Flecki und sein Bruder Speedy sind zu prächtigen, stolzen Hähnen herangewachsen. Sie verteidigen ihre Frauen lautstark – aber das mit der Lautstärke haben sie wohl im Kindergarten abgeschaut 😉

 

Update November 2019: Juhu – die Hennen haben ihre ersten Eier gelegt. Zwar nicht wie erwartet in das Legenest, sondern dahinter, aber es sei Ihnen verziehen!

 


 

DmS LogoAuszeichnung 2019Die Auszeichnung wurde vom Schulleiter der Primarschule Zermatt, Herrn Pino Mazzone, übergeben. Hier ein Auszug aus der Laudatio:

 

Beeindruckt hat uns, wie sich in diesem Projekt dem Thema „Huhn“ auf praktische Weise genähert wurde. Es wurde etwas Neues gewagt und viele Unterstützerinnen und Unterstützer waren dabei. Von Rückschlägen haben Sie sich nicht entmutigen lassen, sondern einen zweiten erfolgreichen Versuch mit den Küken gestartet. Das vermittelt Problemlösungskompetenz und Fürsorge. Der Kindergarten Zermatt lebt vor, wie gesellschaftliches Engagement funktioniert. Dafür zeichnen wir Ihr Praxisprojekt als Vorbild aus.

 

 

 

191216 Auszeichnung zermatt

 

 


Presse:

Zerrmatt Inside Dez 2019_ Praxisobjekt

 

 

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