22119 Hamburg (Hamburg)
Brüder-Grimm-Schule
Maren Arz
5
40
Läuft bis: 31.07.2016
Die Kinder der Klasse 5a der Brüder-Grimm-Schule sammeln aus Eigeninitiative seit September 2015 fleißig Sach- und Geldspenden, um die in Hamburg ankommenden Flüchtlinge zu unterstützen.
Die erste Idee: 23 Kinder der Klasse 5a der Brüder-Grimm-Schule in Hamburg, Steinadlerweg 26, 22119 Hamburg, haben seit September aus Eigeninitiative Sach-und Geldspenden gesammelt. Sie wollten damit die in Hamburg ankommenden Flüchtlinge unterstützen. Im Unterricht haben Sie recherchiert, aus welchen Ländern die Flüchtlinge kommen und sich auch über die Gründe informiert, warum die Flüchtlinge überhaupt kommen. Die Medien haben täglich über die Flüchtlinge berichtet, über deren Notlage, dass sie aus der Heimat fliehen müssen und einige von ihnen nichts mehr haben als das, was sie am Leib tragen oder in Plastiktüten verstaut mitnehmen können. Die Schüler hatten das Bedürfnis, darüber zu reden und zu verstehen, was es bedeutet, so arm zu sein, nichts mehr zu haben, Not zu leiden. Die Spendenaufrufe starteten die Kinder alleine, ohne die Beteiligung von Erwachsenen oder Lehrern. Hier wurde wieder einmal deutlich, wie toll es ist, dass Kinder meist völlig vorurteilsfrei sind und sich von eventuellen populistischen Meinungen nicht beeinflussen lassen. Sie sehen das Gute und die Menschen an sich.
Erste Schritte zur Spende: Als problematisch gestaltete sich die Abgabe der Sachspenden, da die Hilfsorganisationen bestimmte Dinge gar nicht benötigten, denn die Spendenbereitschaft der Hamburger und Hamburgerinnen hatte so viel erbracht, dass diese Spenden nicht mehr „gebraucht“ wurden. Die Schüler und Schülerinnen veranstalteten dann einen Kleiderflohmarkt am Tag der offenen Tür (28.11.2015) und verkauften die Sachspenden und Kleidung für 50 Cent oder 1 Euro, damit auch garantiert etwas verkauft würde und die Abnahme nicht an zu hohen Preisen scheitern sollte. Dabei hat die Klasse 5a 200 Euro an Spendengeldern zusammengetragen. Nun wurde eine Organisation gesucht, der man das Geld „feierlich“ übergeben konnte.
Ein paar Monate später: Die Klasse 5a der Brüder-Grimm-Schule hat einen ganz besonderen Beitrag für die Willkommenskultur geleistet und kann jetzt, am Ende des Schuljahres stolz auf das zurückblicken, was sie mit viel Engagement geleistet hat. Das Sammeln von Sach- und Geldspenden in den Pausen, aber auch der Kleider- und Spielzeugflohmarkt am Tag der offenen Tür hatte sich gelohnt! Die Schüler haben 200 Euro eingenommen und sich entschlossen, dieses Geld als Spende für die Unterstützung von Flüchtlingskindern an das Deutsche Rote Kreuz zu geben. Bei der feierlichen Übergabe erhielt die Klasse eine Urkunde und ein großes Lob von Herrn Roland Wartenberg, dem Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes in Wandsbek, der in seiner Dankesrede bemerkte, dass es nicht sehr oft vorkomme, dass Schulklassen bereit seien, für einen guten Zweck Geld zu sammeln und dieses dann gezielt einer Organisation zu spenden. In einem kleinen Festakt durften Addil und Gracjan eine Rede halten, die sie vorher einstudiert hatten. Viele Sachspenden, die nicht mehr verkauft werden konnten, wollten die Schüler dann direkt in ein Flüchtlingsheim bringen. Es handelte sich um Kinderkleidung und Spiele. Obwohl Flüchtlingsheime sehr strenge Anweisungen haben, welche Art von Spenden nur angenommen werden dürfen, arrangierte Eda einen Termin, zu dem alle Mädchen die Spenden einpackten und in das Flüchtlingsheim schleppten. Diese Erfahrung war sehr wichtig, denn keines der Kinder hatte bisher ein Flüchtlngsheim von innen gesehen. Die Spenden wurden entgegengenommen, da man den Enthusiasmus der Kinder nicht bremsen wollte.
Treffen mit Parisah und Machdiye aus Afghanistan: Durch die relativ spontane Umorganisation des Projektes von einer Kleider- hin zur Geldspende wurde kurz der zweite Fokus verloren: Da die Spendenaktion ja in den Pausen und im Gesellschaftsunterricht organisiert wurde, fehlte die Zeit, um sich mit den Menschen, um die es ja eigentlich gehen sollte, und deren Geschichten zu beschäftigen. Daher wurde jetzt vorgeschlagen, Flüchtlinge in die Klasse einzuladen und sie zu befragen, wie es ihnen in Hamburg geht und wie eine Hilfe aussehen könnte, die sich jetzt konkret auf ihre Bedürfnisse nach sprachlicher oder sozialer Integration bezieht. Dazu wurden Gespräche mit den Eltern geflüchteter Kinder und Jugendlicher geführt. Außerdem wurden Dolmetscher und Dolmetscherinnen gesucht, die sich bereit erklärten, die Fragen der Klasse zu übersetzen. Dieser direkte Kontakt war gewünscht und wichtig für die Klasse, damit sie sich ein Bild machen konnte, womit die Flüchtlinge in Hamburg zutun haben: Vielleicht Schwierigkeiten, die Sprache zu lernen, Freunde und Freundinnen kennenzulernen, auch wieder mal ein eigenes Zimmer zu haben. Die Schüler hatten mindestens 50 Fragen gesammelt. Alles war bereit. Die Kontaktaufnahme allerdings gestaltete sich als sehr schwierig, denn aus sehr unterschiedlichen Gründen misslangen unsere Einladungsversuche. Kinder im Alter unsere Schüler waren noch nicht in der Lage, alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Aber dann hatte die Klasse sehr viel Glück, denn auf Vermittlung der Lehrerin Mitra Ahmadi konnten zwei Mädchen eingeladen werden, für die sich die Klasse ein besonderes Programm ausgedacht hatte: Es wurden Fragen vorbereitet, die übersetzt werden sollten, es wurden kleine Geschenke besorgt, Kekse, Kuchen und Getränke sollten bereit stehen.
Zwei sympathische Mädchen, Parisah und Machdiye, beide mit ihrer Familie aus Afghanistan geflohen, konnten schon etwas Deutsch sprechen und viele Fragen ohne Dolmetscherin beantworten. Eine wesentliche Erkenntnis der Klasse war während des Gesprächs, dass auch Flüchtlingskinder ganz „normale“ Kinder sind, mit Wünschen und Interessen, die von unseren Schülern geteilt wurden. Danach wurden Parisah und Machdiye die Schule gezeigt. Der Schulzoo war ganz besonders interessant. Sie spielten zusammen mit der Klasse, guckten sich den Film „Die Minions“ an und als es Zeit war, wieder nach Hause zu fahren, war die Klasse sehr traurig. „Könnt ihr denn nicht bei uns bleiben?“, fragten die Schüler der 5a und auch in den Briefen, die die 5a dann später an die beiden Mädchen geschrieben hat, wurde wehmütig angemerkt: „Könnt ihr nicht in unsere Klasse kommen? Das wäre sehr schön!!!“
Das macht Schules Kommentar: An dieser Stelle ein Auszug aus dem dazu gehörigen Brief für die Öffentlichkeit: „Diese Spendenaktion von Fünftklässlern ist ein Zeichen für eine zukünftige tolerante und engagierte Gesellschaft. Angesichts rechtsgerichteter, aggressiver Stimmungen und Handlungen gegen Flüchtlinge ist dieses Engagement von Kindern, die ohne Scheu, Berührungsängste, Vorbehalte oder Vorurteile helfen wollen, vorbildlich!“
Die Auszeichnung wurde im September 2017 duch Herrn Baumgarten, übergeben. Hier ein Auszug aus der Laudatio: Beeindruckt hat uns, wie Sie das große Bedürfnis Ihrer Schüler, geflüchtete Kinder und Jugendliche zu integrieren, unterstützt haben. Es war den Schülerinnen und Schülern wichtig zu verstehen, was es bedeutet, Not zu leiden. Im Unterricht haben sie recherchiert, aus welchen Ländern sie geflüchtet sind und warum. Die Schüler starteten die Spendenaufrufe aus Eigeninitiative. Sie sammelten Sachspenden, veranstalteten einen Kleiderflohmarkt und spendeten das Geld an das Deutsche Rote Kreuz. Die Schüler haben zwei Mädchen aus Afghanistan für einen Tag in die Schule eingeladen und wollten sie sofort in ihrer Klasse aufnehmen. Eine wesentliche Erkenntnis war, dass die Flüchtlingskinder die gleichen Wünsche haben, wie die Schüler selbst. Sie sagen, diese Spendenaktion ist ein Zeichen für eine zukünftige tolerante und engagierte Gesellschaft. Ihre Schule lebt vor, wie Integration funktioniert – dafür zeichnen wir Sie aus. Das Praxisprojekt der Brüder-Grimm-Schule ist ein Vorbild für ganz Deutschland.
Weiteres Material
Öffentlicher Brief zum Projekt
Auf der Schulwebsite: Projekt wurde ausgezeichnet