32423 Minden (Nordrhein-Westfalen)
Käthe Kollwitz Realschule
9c
25
Läuft bis: 31.10.2022
Humus ist wohl das wertvollste Material auf der Welt – denn ohne ihn könnte kein Leben existieren. Als Humus bezeichnet man die nährstoffreiche obere Bodenschicht, aus der Pflanzen alles Wichtige für ihr Wachstum beziehen und somit die Grundlage jeglicher Nahrung für Menschen und Tiere bilden. Er entsteht beim Abbau von organischen Materialien (abgestorbene Pflanzenteile, Küchenreste und allgemein Bioabfälle etc.) durch Bodenlebewesen wie z.B. Bakterien, Pilze und vor allem Würmer. Die Humusschicht ist in der Regel aber häufig relativ dünn, oftmals nur wenige Zentimeter und wird im Zuge des Klimawandels durch Erosion (Wind, Regen, etc.) noch stärker abgetragen. Viele einst fruchtbare Gegenden werden so unfruchtbar und können von Menschen nicht mehr genutzt werden. Die intensive Landwirtschaft tut ihr übriges dazu, um diesen Effekt zu verstärken – weltweit. Um dies zu kompensieren werden künstliche oder natürliche Dünger eingesetzt. Allerdings entstehen dadurch oftmals auch wieder andere Probleme wie z.B. Überdüngung oder die Verseuchung von Gewässern und dem Grundwasser.
Was kann man als einzelner dagegen tun oder auch als Klasse?
Wichtig ist vor allem natürlich erstmal ein Bewusstsein dafür zu entwickeln. Wo kommt mein Essen überhaupt her? Was passiert mit meinem Müll – vor allem dem Biomüll? Leider landet Biomüll oftmals noch im Restmüll und wird verbrannt – dadurch aber auch aus dem Kreislauf genommen, mit dem man neuen Humus, z.B. in Kompostieranlagen, herstellen könnte. Das was in der Natur jeden Tag im Boden passiert, kann man auch als Projekt für zu Hause oder in der Schule gestalten und beobachten – mit einer Wurmkiste.
Kurz gesagt ist eine Wurmkiste eigentlich nur eine abgeschlossene Kompostkiste aus Holz mit zwei Kammern übereinander, die durch einen durchlässigen Boden voneinander getrennt sind. In dieser Kiste leben im oberen Teil die fleißigen Kompostwürmer, die mit Bioabfällen gefüttert werden und dadurch Humus bilden. Im unteren Teil sammelt sich der so genannte „Wurmtee“ in einem Auffangbehälter – eigentlich nur Wasser mit gelösten Nährstoffen, der bei der Arbeit der Würmer entsteht – mit anderen Worten perfekter Bio-Flüssig-Dünger.
Es gibt Fertigbausets für Wurmkisten – für die wir uns entschieden haben – aber auch zahllose DIY-Bauanleitungen im Internet. Bei unserem Set ist zudem noch eine „Erntekiste“ dabei, die es erleichtert den Humus aus der Kiste zu bekommen und dabei möglichst wenig Würmer mit zu ernten. Es ist eine Plastikkiste mit vielen Löchern durch die zum Einen die Würmer hindurch können und zum anderen der Humus nach unten fällt. Kompostwürmer können mit einem Startsubstrat bestellt werden und gleich in die vorbereitete Kiste einziehen. Jeden Tag werden sie dann mit dem gefüttert, was wir sonst wegwerfen würden – Küchenabfälle wie z.B. Obst- und Gemüseschalen, Blätter, Abschnitte, Kaffee- und Teefilter etc. Natürlich vermehren sich die Würmer im Laufe der Zeit auch fleißig und können dann auch größere Mengen an Biomüll umwandeln. Wichtig ist es, stets für ausreichend Feuchtigkeit zu sorgen, aber es reicht, wenn man das Gewusel in der Kiste alle paar Tage mit etwas Wasser einsprüht.
Machen finden Würmer zwar eklig aber wir haben erkannt, dass es eigentlich auch faszinierende Wesen sind, denen wir unendlich viel zu verdanken haben. Wenn man sie eine Weile beobachtet, sind sie durchaus spannend und man kann sie irgendwann sogar hören! Manche fürchten sich vor Gestank, aber wenn man es richtig macht und nur pflanzliche Reste verfüttert, riecht die Kiste nach Waldboden und auch nur, wenn man sie öffnet.
Unser Projekt startete am 01.10.2021. Wir bauten das gelieferte Set zusammen, das wir bei www.wurmkiste.at bestellt hatten. Ein paar Tage später kam auch die Lieferung mit unserer ersten Wurmkolonie, die aus ca. 500 Würmern jeglichen Alters und natürlich auch Eiern bestand. Nach der langen Reise mussten sich die Würme erstmal etwas eingewöhnen, bekamen natürlich gleich ein Willkommensessen aus Möhrengrün und nasser Pappe. Auch wenn es komisch klingt, ist gerade dies wichtig, da die Celluslosefasern die Verdauung der Würmer unterstützt. Holz würde nicht funktionieren, denn es sind ja Kompostwürmer und keine Holzwürmer.
Es wurde eine Liste erstellt, wann wer aus der Klasse etwas für die Würmer mitbringt. Biomüll entsteht ja jeden Tag und es gibt nur wenige Einschränkungen (z.B. kein Fleisch, nichts Gesalzenes, keine Getreideprodukte, etc.). Auch die Lehrer unserer Schule beteiligen sich an der Aktion und sammeln die täglich anfallenden Kaffeefilter, samt Inhalt, den die Würmer besonders lieben. Schon nach wenigen Wochen konnten wir sehen, dass unsere Würmer sich gut vermehrt haben und einen guten Appetit haben. Es sieht zwar manchmal etwas seltsam aus, wenn die Reste brauner, schrumepliger und kleiner werden, aber das liegt eben daran, dass die Würmer alles weglutschen – im wahrsten Sinn des Wortes. Je länger die Zeit verging, desto mehr Müll wurde natürlich auch umgewandelt und es war erstaunlich, wie klein die Mengen letztlich waren, die übrig blieben. In der Regel wird aus etwa 10 kg Biomüll, 1kg Humus.
Nach ca. 3 Monaten war der Inhalt aber schon so weit voll, das wir unsere Erntekiste auflegen konnten. Dort legen wir nun unseren Biomüll rein und die Würmer ziehen aus dem Humus-Biomüll-Gemisch durch die kleinen Öffnungen in die Kiste um. Der Humus rieselt mit der Zeit hindurch und wir können bald den ersten Humus ernten. Geplant ist, den Humus und den Wurmtee für ein kleines Gemüsehochbeet auf unserem Innenhof zu nutzen. Dort werden wir Tomaten, Radieschen und anderes Gemüse anbauen und es uns natürlich schmecken lassen, wenn es reif ist. Die Reste bekommen unsere Würmer selbstverständlich zurück und somit ist der Kreislauf auch wieder geschlossen und kann von vorn beginnen.