22081 Hamburg (Hamburg)
Gymnasium Lerchenfeld
Klassenstufe: 5-10
Teilnehmende: 40
Idee:
Die Idee zu diesem Projekt Picknick – eine Decke für die ganze Schule entstand während eines Ausstellungsbesuchs in Frankfurt im Museum für Angewandte Kunst im Jahre 2017. Die Ausstellung hieß „Picknick-Zeit“ und präsentierte u.a. das Projekt „Bignik“ der Zwillingsbrüder Frank und Patrik Riklin aus St. Gallen. Seit 2012 wird in dieser Region an einer gigantischen Picknickdecke genäht, die einmal pro Jahr ausgelegt wird. Der inklusive, partizipative und identitätsstiftende Charakter des Projekts schien mir gut auf eine Schule übertragbar.
Vorbereitung:
Seit 2023 steht dem Gymnasium Lerchenfeld nach Jahren des Umbaus wieder der gesamte Schulhof zur Verfügung. Dies schien mir der geeignete Moment den Schulhof mit einer Picknickdecke erneut in Besitz zu nehmen und zu bespielen. Die Schulleitung unterstützt das Anliegen und am 17. Februar habe ich Kontakt zu den Brüdern Riklin aufgenommen, um mir zunächst das Einverständnis einzuholen, ein ähnliches Projekt an unserer Schule durchzuführen und um zu erfragen, in welcher Form uns Frank und Patrik Riklin bei der Durchführung des Projekts unterstützen können. Die Antwort kam prompt und war positiv.
Kick-Off:
Am 14. März führte ich per Teams ein Kick-Off Meeting durch, zu dem ich alle Schülerinnen und Schüler, sowie Eltern und Kolleginnen und Kollegen eingeladen habe. Die Resonanz war zahlenmäßig gering, aber die Resonanz auf die inhaltlichen Ausführungen von Patrik groß. Insbesondere eine Schülerin erkannte das Potential des Projekts, dass nämlich die Decke immer weiterwachsen könne und damit irgendwann aus der Schule hinauswachsen würde, z.B. auf die B5, die dann gesperrt werden müsse, was wiederum ein Statement zum Umweltschutz sein, das zu unserem Profil einer Umweltschule passen würde.
Farbkonzept und Kommunikation:
Unsere Schule arbeitet mit Microsoft Teams als Kommunikationsplattform. Hier habe ich das Ergebnis des Kick-Off Meeting gepostet. Außerdem habe ich im Schülerrat von dem Projekt berichtet. Auf Teams haben wir das Farbkonzept für unsere Schule diskutiert. Bunt soll für die Vielfalt am Gymnasium Lerchenfeld stehen. Der Farbentwurf „bunt – weiß“ wurde abgestimmt. Auch hier war die Beteiligung mäßig.
Tuchjagd:
Unser Projekt begann mit der „Tuchjagd“, die bei uns Stoffjagd heißt. Alle Klassen waren aufgefordert, Stoffe aller Art in eine blaue Mülltüte zu sammeln. Viel alte Bettwäsche ist zusammengekommen. Nicht alle Stoffe können wir gebrauchen, zumal auch sehr kleine Stoffreste dabei waren, die farbenfroher waren als die Bettwäsche, bei der Größe des Projekts sich aber als unbrauchbar, weil zu kleinteilig erweisen. Zwei wertvolle Hinweise der Brüder Riklin waren besonders hilfreich: „Fang klein an!“ und „Such dir Komplizen!“.
Nähen:
In der „Bunten Woche“, die am Gymnasium Lerchenfeld immer in der letzten vollständigen Woche vor den Sommerferien stattfindet, habe ich das Picknick-Projekt an vier Tagen von 8.00 bis 13.20 Uhr angeboten. Einige Schülerinnen und Schüler haben das Angebot an zwei Tagen gebucht, andere nur einmal. Zwei Mütter haben unterstützt. An den vier Tagen haben insgesamt 9 Module nach der Nähanleitung des „Bignik“ genäht und an zwei Tagen zur Probe ausgelegt. Die Teilnahme am Nähen war z.T. zugeordnet worden und die Jungen, die offensichtlich zunächst überhaupt nicht wussten, worauf sie sich da einlassen sollten, waren schnell von den Nähmaschinen begeistert und haben zumindest einen Einblick bekommen, wie so eine Maschine funktioniert. Ein weiterer wertvoller Hinweis der Brüder Riklin war, jedes fertige Modul zu präsentieren. Wir haben alle fertigen Module fotografiert.
Auslegung:
Wir haben mit den fertigen Modulen an zwei Tagen ausprobiert, wie es funktioniert, aus den Modulen (2.30m x 2.30m) eine größere Decke zu legen, die mit Klettband verbunden werden. Das hat gut geklappt. Besonders am letzten Tag konnten wir schon einen guten Eindruck gewinnen, wie unsere Decke einmal aussehen könnte, wenn genügend Module genäht sind.
Debriefing:
Auf Grund verschiedener Umstände kam es erst am 26. November 2024 zu einem Abschluss-Meeting mit Frank Riklin. Ich habe unsere Erfahrungen mitgeteilt und wir haben darüber gesprochen, dass wir das Projekt fortsetzen werden. Patrik fand anerkennende Wort, dass wir schon so weit sind, erklärte noch einmal, worauf wir bei einer Auslegung achten müssen. Wir haben zudem die Möglichkeit besprochen, dass die Brüder Riklin bei der großen Auslegung im Sommer 2025 dabei sind und die Ideen ihrer inklusiven Kulturarbeit in einem Vortrag mit der Schulgemeinde, Eltern und Schüler teilen, als auch unsere erste große Auslegung mit Picknick begleiten. Derzeit suche ich nach weiterer finanzieller Unterstützung, ggf. auch in einem zweiten Antrag an den Projektfonds Kultur und Schule.
Verstetigung:
Die Schulleitung hat das Projekt „Picknick – eine Decke für die ganze Schule“ den Schulentwicklungsaufgaben zugeordnet. Es gibt inzwischen eine Projektgruppe „Schulkultur“, die den Auftrag hat, sich um den Bereich Identifikation und Teilhabe, sowie Kommunikation an unserer Schule zu kümmern. Hier ist das Projekt angesiedelt.
Seit den Herbstferien führe ich das Projekt unter dem Motto „Wir nähen weiter!“ an jeweils einem Freitag im Monat fort. Inzwischen haben wir ca. 20 Module fertig, bei manchen fehlen noch die Klettverschlüsse. Ich bin dazu übergegangen, in Vertretungsstunden die Power-Point für den Schülerrat einzelnen Klassen zu zeigen und selbst Werbung für das Projekt zu machen. Es zeigt sich, dass insbesondere die Klassen ab Jahrgang 8 das Projekt bisher kaum zur Kenntnis genommen haben und wenig Interesse zeigen. In einer 7. Klasse hat die Präsentation dazu geführt, dass einige Schülerinnen begeistert auch in anderen Klassen Werbung gemacht haben. Ein kleiner, fester Kreis von Schülerinnen und Schülern näht regelmäßig mit, auch eine Mutter kommt ab und zu dazu, ein Kollege hat einmal mitgenäht und die Schulleitung hat sich am Nikolausnähen Zeit genommen und etwas unterstützt.
Inzwischen ist uns die Bettwäsche ausgegangen, die im übrigen farblich oft recht ausgewaschen ist. Vom Ernst Deutsch Theater haben wir inzwischen Stoff bekommen. Eine erneute Stoffjagd müssen wir organisieren. Stoffe sollen ausschließlich recycelt werden. Aus beim Altenheim habe ich um Unterstützung beim Nähen angefragt. Hier ist noch kein Termin zustande gekommen. Der Spieltreff, bei dem wir mit Geflüchteten spielen, ist ein weiterer Anlaufpunkt, um weitere Komplizen zu werben.
Inzwischen haben wir 10 Euro-Boxen erhalten, in denen wir die Stoffe und fertigen Module lagern können und die Schulleitung hat von der Stadtteilschule Öjendorf 4 weitere Nähmaschinen organisiert.
Zusammenfassung – Zwischenstand:
Das Picknick Projekt braucht einen langen Atem. „Fang klein an!“. Dieser Satz motiviert mich immer noch. Komplizen zu finden, gestaltet sich als schwierige Aufgabe. Es ist leichter außerhalb der Schule und bei manchen Eltern Begeisterung zu wecken als bei den Schülerinnen und Schülern selbst, geschweige denn bei den Kolleginnen und Kollegen. Die Jungen, deren Begeisterung für das Nähen aus der Bunten Woche in die ersten Schulwochen des neuen Schuljahres noch spürbar war, sind inzwischen abgetaucht. Zu sehr ist – insbesondere am Gymnasium – der Schulalltag von Klausuren und Präsentationen dominiert. Unterricht ist das Kerngeschäft, aber eben nicht alles. Unsere Schule wird – noch – nicht als ein gemeinsamer Lebensraum verstanden, den zu gestalten alle aufgerufen sind. Engagement für etwas Gemeinsames findet kaum statt. Die Projektgruppe „Schulkultur“ ist ein kleiner Lichtblick. Viele Schülerinnen und Schüler sind vor allem auf sich bezogen. Dies aufzubrechen, Gemeinschaft zu stiften und Identität mit dem Gymnasium Lerchenfeld, dazu könnte das Picknick beitragen. Wir nähen weiter an einer Decke für die ganze Schule, unverdrossen und mit einem langen Atem.